Wir schreiben das Jahr 1990. Deutschland ist seit wenigen Monaten wieder ein gemeinsamer Staat. Wie in allen Bereichen standen auch die freiwilligen Feuerwehren mit der Wiedervereinigung vor erheblichen Herausforderungen. So arbeiteten viele mit veralteter oder improvisierter Technik, da es oft an modernen Fahrzeugen und Ausrüstung mangelte. Nach der Wende wanderten viele junge Menschen ab, auch Feuerwehrmitglieder, was in manchen Orten zu Personalengpässen führte.

Dennoch waren viele Feuerwehrleute hochmotiviert. Die freiwilligen Feuerwehren waren und sind bis heute gerade in kleinen Orten oft zentrale Pfeiler des gesellschaftlichen Lebens. Auch in unserer Gemeinde erkannte die damalige Wehrleitung um Kam. J. Mager frühzeitig, dass Wege gefunden und eingeschlagen werden müssen, um die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr Steina zu sichern.

[...] Der Altersdurchschnitt von 44,6 (I 41,0; II 48,7; III 46,3)* Jahren unserer operativen Gruppen zeigt wie schon in den letzten Jahren den Bedarf an Nachwuchs, insbesondere in den Kommandostellen II und III. Bei der Werbung von interessierten Jugendlichen muß sich jeder Angehöriger unserer Wehr beteiligen. Ich hoffe, daß sich mit der sich verbessernden technischen Ausstattung auch die Attraktivität erhöht und damit Nachwuchs gewonnen werden kann. Ein Weg dahin könnte die Bildung einer Jugendfeuerwehr sein, ein Ziel, was ich mir für das Jahr 1995 vorgenommen habe.

*in der Gemeinde gab es bis zum Jahr 2000 drei Feuerwehrdepots – Kommandostellen. In Obersteina Nähe Kroneplatz, in Niedersteina das Depot am Steigerturm und in Weißbach an der ehemaligen „Umlenke“.

Und so wurde am 17.09.1995 wurde unsere Jugendfeuerwehr, welche bis zum heutigen Tag einen wichtigen Bestandteil unserer Wehr bildet, neu gegründet. Dieser erneute Anlauf der Etablierung einer Jugendfeuerwehr erfuhr vom ersten Tag an großen Zuspruch. (15 Kinder und Jugendliche, 14 Jungen und ein Mädchen, im Alter zwischen 9 und 16 Jahren unter der Leitung vom Kam. André Schäfer)

In den Folgejahren galt es dann Strukturen zu schaffen, Ausrüstung zu organisieren (1997 gab es erstmalig Fördergelder vom Jugendamt für die Jugendfeuerwehr) und die Jugendlichen feuerwehrtechnisch auf spielerische Art auszubilden. Natürlich zählten hierzu auch die Durchführung von Feuerwehrwettkämpfen wie der Gruppenstafette, wo man mit den Jugendfeuerwehren der Nachbarorte regelmäßig um Pokale wetteiferte oder Fußballspiele. Bereits ein Jahr nach der Gründung konnte der damalige Wehrleiter Kam. J. Mager verkünden…

[...] positiv ist die Entwicklung unserer Jugendfeuerwehr. Hier bin ich besonders darüber erfreut, daß die zwei ältesten Jungen der Jugendfeuerwehr zumindest den Winterdienst in den aktiven Gruppen bestreiten werden.

Aufgrund von Änderungen des Sächsischen Brandschutzgesetzes war es ab 1997 dann auch möglich, bereits mit 16 Jahren Mitglied in einer Freiwilligen Feuerwehr zu werden. So konnten in diesem Jahr die ersten beiden Jugendlichen offiziell aus der neugegründeten Jugendfeuerwehr in die Reihen der Einsatzabteilung aufrücken.

Doch trotz all der optimistischen Anfänge brauchte man dringend weiteren Nachwuchs, um die gesetzlich geforderte Mindeststärke der Wehr zu halten. So startete man immer wieder Aufrufe in der lokalen Presse. Ein großes Problem in der Jugendarbeit stellte die Findung weiterer engagierter Kameraden dar, die den Jugendfeuerwehrwart in seiner Arbeit unterstützen. Zu den bedeutendsten Anschaffungen zählte 1997 ein TSA der Tauchschule und jedes Mitglied erhielt eine Feuerwehrjacke und -schutzhelm.

1998 nahm man erstmalig am Kreisausscheid, durchgeführt in Bernsdorf, teil und errang von teilnehmenden 27 Mannschaften einen hervorragenden 2. Platz (1,52min). Leider berechtigt nur der 1. Platz an der Teilnahme des Landesausscheids. Aufgrund des großen Mädchenanteils in unserer Jugendfeuerwehr waren wir über viele Jahre hinweg in unserer Region die einzige Jugendfeuerwehr, die eine „reine“ Mädchenmannschaft an den Start bringen konnte.

In der Regel erste, mindestens aber Plätze auf dem Podest anläßlich von Vergleichswettkämpfen zeugen von der erfolgreichen Arbeit in der Jugendfeuerwehr.

Auch innerhalb der Gemeinde fand die Jugendfeuerwehrarbeit Anerkennung. So wurde mithilfe des Schützenvereins eine Weihnachtsfeier durchgeführt und die Einsatzbekleidung der Jugendlichen komplettiert.

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Feuerwehr Steina war 1999 der Beginn und die Grundsteinlegung für unser aktuelles Depot an der Hauptstraße 17d. Aus drei Feuerwehren wurde eine. Hier hatte die Jugendfeuerwehr schon einen Vorteil, vereinte sie bereits seit der Gründung alle Ortsteile.

Die größte Herausforderung in der Jugendfeuerwehrarbeit ist es, die Jugendlichen so mit dem Virus Feuerwehr zu „infizieren“, dass sie mit 16 in die Einsatzabteilung überwechseln. Um das zu erreichen, wurden immer wieder gemeinschaftliche Übungen mit den Jugendfeuerwehren des damaligen „Rödertalverbundes“ durchgeführt, wie u.a. 1999 in Großröhrsdorf und 2000 hier in Steina oder gemeinsame Zeltlager (in der Buschmühle, Großnaundorf, Burkau oder Bischheim).

Im Jahr 2000 wurden die Kameraden L. Zschiedrich und R. Böhme zu Stellvertretern ernannt. Durch diese personelle Unterstützung und die enge Zusammenarbeit der Jugendfeuerwehren im Rödertal konnte der Dienstplan um einige Punkte wie Zeltlager, Fußballturnier, Grillabende oder Weihnachtsfeier erweitert werden. […] Die Wehrleitung ist über jede Neuaufnahme glücklich. Wenn wir heute nicht nur einen, sondern gleich fünf neue Mitglieder der JF in die aktive Abteilung aufnehmen, so kann sich sicher jeder im Raum vorstellen, welch glücklicher Moment dies auch für mich ist.

(Bild 1: OV-Übung in Steina/Milchviehanlage; Bild 2: Zeltlager in der Buschmühle, Bild 3: Fußballturnier in Oberlichtenau)

Doch dem gegenüber stehen Berufsausbildung, Studium, Freund/Freundin, Umzug in eine andere Stadt. So kam es auch bei uns dazu, dass Mal mehr Mal weniger Jugendliche in der Jugendfeuerwehr waren.

Das bisher beste Ergebnis beim Feuerwehrwettkampf in der Disziplin Gruppenstafette erzielte man im Kreisausscheid in Wittichenau. Am 6. Mai 2000 errang unsere Mädchenmannschaft den 2. Platz und in der Altersklasse Jungen 15 Jahre wurden wir Kreismeister, was uns zur Teilnahme am Sachsenpokal in Sebnitz (7.7.-9.7.) berechtigte. Hier belegten wir einen hervorragenden 6. Platz von 19 Mannschaften in der Altersklasse 15 Jahre Jungen. .

Aber auch die Ergebnisse in der Disziplin Löschangriff konnten sich sehen lassen. So z.B. anlässlich des Kreisfeuerwehrtages am 14. Juni in Schwepnitz. Sowohl das Jungenteam AK 18 als auch die Mädchen AK 15 gewannen in ihren Altersklassen.

2003 trat Kam. A. Schäfer aus beruflichen und privaten Gründen vom Amt des Jugendwartes zurück. Auch an dieser Stelle sei ihm noch einmal recht herzlich für seine engagierte und wie beschrieben sehr erfolgreiche Arbeit mit unseren Jugendlichen gedankt. Sein Amt übernahm Kam. L. Zschiedrich. Unterstützt wurde er von seinem Stellvertreter Kam. M. Münch.

2005 kam es erneut zu einem Wechsel in der Leitung der Jugendfeuerwehr. Der bisherige Stellvertreter Kam. M. Münch rückte zum Jugendwart auf. Ihm zur Seite standen die Kam. R. Böhme und S. Mädiger. Zum 10-jährigen Gründungsjubiläum wurde ein Tag der offenen Tür (21. Mai) mit Wettkämpfen, an denen 12 Mannschaften aus 7 Wehren der Umgebung teilnahmen, durchgeführt.